Die Tschetschenien-Story Teil 3

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Es gab einen ganz bestimmten Grund, weshalb Cori sich in die Höhle dieses Löwen gewagt hatte: In den nächsten Tagen wurde ein wichtiger Besucher erwartet. Wer genau, war unklar, doch es sollte sich um einen hochrangigen Funktionär aus Russland handeln. Das Treffen sollte in einer Kneipe im Kaukasusdorf Kurta-Jurt stattfinden und es war nicht das erste, hieß es.

Der zugegeben etwas vage Tipp hatte Coris Freundin und Kollegin Mila über mehrere Ecken erreicht. Die konnte jedoch unmöglich selbst über solche potentiell brisanten Vorgänge berichten, wie sie sagte. Für eine russische Journalistin würde das das Todesurteil bedeuten. Cori hatte jedoch den Verdacht, dass ihre Freundin, die sich gerne schick anzog und die schönen Dinge des Lebens zu schätzen wusste, außerdem wenig Lust verspürte, sich zu einem tschetschenischen Bergdorf durchzuschlagen und dort ganz ohne Komfort mehrere Tage lang zu hausen.

Cori machte das nichts aus. Wie sie wo lebte, war ihr egal.

Zuerst wollte Cori nicht glauben, dass sich ein Russe so weit in Feindesland hineintraute. Doch auch wenn Mila manchmal den Eindruck erweckte, sich nur für Mode und ähnlichen Firlefanz zu interessieren, hatte Cori die Erfahrung gemacht, dass das, was sie sagte, Hand und Fuß hatte. Sollten die Gerüchte sich bewahrheiten, war sie möglicherweise einer wirklich heißen Story auf der Spur. Dann müssten auch die großen Zeitschriften in Deutschland sie endlich ernst nehmen, allen voran der KIOSK, dem sie hin und wieder kleinere Beiträge liefern durfte.

Doch was wollte der Russe in Tschetschenien? Was gab es für ihn mit einem Rebellenkommandanten zu besprechen? Wusste Putin davon? Wollten sie den momentanen tschetschenischen Präsidenten Kadyrow entmachten? Sollte der Tschetschene seinen Platz einnehmen?

Die Arbeit in der Kneipe teilte Cori sich mit dem Wirt Omar und zwei weiteren Bedienungen: Tea einem jungen Mädchen aus Georgien, schätzungsweise nicht älter als 18, und Oksana, einer Russin in Coris Alter.

Die meiste Arbeit leisteten Oksana und Cori. Omar hielt sich gewöhnlich hinter dem Tresen auf und wenn nicht viel los war, übernahmen die Kellnerinnen auch noch diesen Job. Und das alles für spärliche Kost, ein winziges, spartanisches Zimmer im ersten Stock (immerhin hatte jede ein eignes) und das, was sie als Trinkgeld verdienten, als Bezahlung. Aber gut, deshalb war Cori ja nicht da.

Oksana schien ein Auge auf Hamed geworfen zu haben. Vielleicht war er sogar der Grund, weshalb es sie nach Kurta-Jurt verschlagen hatte. Jedenfalls sprachen die giftigen Blicke Bände, die sie Cori zuwarf, sobald diese sich länger als nötig in Hameds Nähe aufhielt oder gar mit ihm lachte und flirtete. Der Rebellenkommandant andererseits ließ sich nichts anmerken. Vielleicht war auch gar nichts zwischen den beiden und Oksana hätte es nur gerne. So oder so spielte das für Coris Pläne keine Rolle.

Tea, die junge Georgierin, lungerte manchmal betrübt, meist aber mürrisch im Schankraum herum. Zum Arbeiten raffte sie sich allenfalls dann auf, wenn die anderen Pause machten. Vielleicht war sie von zu Hause abgehauen und bereute es jetzt. Omar war das offenbar egal, solange der Laden halbwegs lief. Er gehörte nicht zu den Menschen, die sich wegen solchen oder anderen Dingen unnötig stressten.

Cori fiel auf, dass sie ihre andere Kollegin an diesem Tag noch nicht gesehen hatte.

Dies ist ein Prequel zu meinen Cori-Stein-Thrillern, die bei Amazon erhältlich sind und von denen ihr hier bei Wattpad jeweils eine Leseprobe findet.

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