Der Masterplan

487 37 9
                                    




Vor mir steht diese wunderschöne, junge Frau und sieht mich aus ihren blauen Augen so vorwurfsvoll an. Sie sind wie ein Spiegel für mich und ich sehe etwas in ihnen zerbrechen. Ich habe sie von Anfang an belogen und ein hinterhältiges Spiel mit ihr gespielt und jetzt, wo sie sich dessen bewusst wird, zerfällt die Traumwelt, in der wir lebten, zu tausend Scherben. Funkelnd fallen sie in Form von Tränen zu Boden.

Es zerreist mir das Herz.

Ich liebe sie, verdammt.

So habe ich das niemals gewollt!

„Emily, ich...", stottere ich und packe mir an die Stirn, kneife die Augen zusammen, damit ich ihr Gesicht nicht mehr sehen muss, „du musst mir glauben. Ich wollte das so nicht!"

„Ach nein? Was wolltest du denn? Was hast du gedacht, wie deine Lüge endet?"

Ihre Stimme überschlägt sich vor Wut und Entsetzen und ist nur noch ein tonloses Quietschen.

Ich habe keine Ahnung, wie ich das wieder gut machen soll.

Kennt Ihr diese amerikanischen Teenage-Schmu-Filme, in denen der Typ das Mädchen anlügt um sie rum zu kriegen und im Laufe der Zeit verliebt er sich dann doch in sie, hat sich aber bereits in eine auswegslose Situation manövriert? Das Ganze eskaliert, sie kriegt es heraus und das Drama ist riesengroß.

Ich hasse diese Filme.

Und trotzdem passiert mir genau das nun auch.

Mit dem Unterschied, dass es für diese Filme meistens ein furchtbar kitschiges Happy End gibt. Ich glaube jedoch nicht, dass einem im „Real-Life" solche Fehltritte verziehen werden.

Aber um zu verstehen, mit was ich Euch hier die Ohren voll heule, sollte ich Euch die Situation erst einmal erklären. Also lehnt Euch zurück, kocht Euch nen Tee, kaut ein paar Gummibärchen und hört Euch meine verdrehte Geschichte an:

Frauen lieben reiche Männer in Anzügen, die sie in eine unbekannte Welt des Glamours entführen. Sie lieben diese Macho-Arschlöcher, die sich offenkundig für niemanden tiefergehend interessieren und eine Frau nach der anderen flachlegen. Sie lieben das Gefühl, dass diese distanzierte, gutaussehende,reiche Kerl sie anders behandelt als die anderen, das Gefühl etwas Besonderes zu sein.

Meine Theorie ist, dass jemand, der sich CEO-von-Irgendwas schimpfen kann, jede rumkriegt.

Um genau das sollte meine Masche werden.

Wenn Barney Stinson Weiber mit „Dem nackten Mann" oder „Dem Sporttaucher" abschleppt, dann würde ich mit „Dem CEO" wohl phänomenale Erfolge verbuchen, oder?

Zu diesem Zweck gründete ich die Social Financial Industries Incoprorated., kurz SFI Inc. hört sich furchtbar wichtig an, sind aber eigentlich nur zusammengewürfelte Worte, die am Ende keinen Sinn ergeben.

Ich überlegte mir zusammen mit einem Kumpel, der Grafik Design studiert hat, ein Logo und ließ mir von ihm Visitenkarten entwerfen und eine Website anlegen, die alles beinhaltete, was nötig war. Eine Beschreibung der Firma, eine Adresse in den Vereinigten Staaten mit Postfach, Kontaktformular, gefälschte Presseberichte - sogar eine online Jobbörse, auf der meine Firma stetig auf der Suche nach neuen Praktikanten, Lieferanten und anderen seriös klingenden Sachen wie „Sales-Assistant" oder „Assistant Managern" war.

Mein eigentlicher Name ist Christoph Uwe (danke Opa) Schimanski, ich bin 26 Jahre alt und wohne im beschaulichen Königsstein im Taunus in der nähe von Frankfurt am Main. Doch für die letzten Monate schlüpfte ich in die Rolle von Mr. Christoph Anthony Zane, der junge, erfolgreiche und millionenschwere CEO von SFI Industries.

Mein Leben als CEOWo Geschichten leben. Entdecke jetzt