Kapitel 1 - Entführung mit Folgen

657 14 2
                                    

Prolog:

Die kleine, braune Schatulle, stand auf dem runden Tisch geöffnet neben mir. Mein zermürbter Anblick war in dem kleinen Spiegel zu sehen, der sich im Deckel befindet. Sie verhöhnte mich, denn das, was sie mir eröffnet hatte, änderte mein ganzes Leben mit nur einem Schlag.

Der kleine Brief lag zitternd in meiner Hand, an manchen Stellen war er bereits so oft geknickt worden, dass man einzelne Buchstaben nicht mal mehr lesen konnte. Ihre Handschrift war darauf zu erkennen und ich weiß mittlerweile nicht mehr, wie oft ich diesen Brief schon gelesen habe.

Ich war längst nicht mehr die ängstliche Anna von damals, und doch saß ich hier, bewaffnet und gefährlich, in meinem alten Zimmer und dachte an all die schönen Momente, die ich hier hatte, bevor mein Leben den Bach runter gegangen war. Meine Augen durch Kontaktlinsen gefärbt, damit ich unter den Menschen nicht auffiel. Meine Haare gekürzt, weil ich mein altes Leben hinter mir lassen musste und gebrandmarkt von der Folter, die mir zugefügt worden ist.

Doch nicht nur mein Äußeres hatte sich geändert: Ich war nicht mehr Anna, sondern Ten.

Nein, ich war wahrhaftig nicht mehr die alte Anna, denn diese hätte sich niemals auch nur ansatzweise vorstellen können, dieses Leben zu leben, welches mir auferlegt wurde. Nie hätte sie zu träumen gewagt, nach all der Zeit noch einmal hier zu sitzen, traurig und auf der Suche nach Antworten, nach denen sie sich so sehr verzehrt. Doch dies war der letzte Ort, der mir dabei helfen konnte, zu erfahren, was ich suchte. Bei Erfahren dieses Wissens, würde es die alte Anna sicher brechen. Mich aber nicht, denn ich war schon gebrochen.

Ich konnte sie eigentlich nur beneiden, denn sie hatte nicht das getan, was ich getan habe, um zu überleben. Sie war schwach und dumm. Heute, wusste ich, wofür ich kämpfte und ich würde niemals aufhören, mich rächen zu wollen.

Kapitel 1: Entführung mit Folgen

Es war erst sechs Uhr in der Früh, als mein Wecker mich unsanft und mit schrillem Ton aus meinen Träumen riss. Als ich es endlich geschafft hatte, meine Augen zu öffnen, konnte ich mich gar nicht mehr genau an sie erinnern; Was ich aber wusste war, dass sie von schrägen Dingen handelten und mich immer wieder hatten aufwachen lassen. Ein komisches Gefühl, steckte mir deshalb immer noch in den Knochen.

Langsam drehte ich mich zu meinem Wecker um, um ihn auszuschalten.
»Viel zu früüüüh! «, nuschelte ich mit geschlossenen Augen in mein Kissen und drehte mich zurück, um es erneut zu umarmen. Ich hielt meine Lider noch für ein paar Augenblicke geschlossen, doch meine innere Uhr gab mir längst zu verstehen, dass es Zeit war, den Tag anzugehen.

Ich rappelte mich schließlich auf; Ein Bein ließ ich aus dem Bett hängen, ehe das andere langsam folgte, jammernd hievte ich mich endlich hoch und bewegte mich schlaftrunken in Richtung Badezimmer. Wie in Trance schaltete ich dabei das Radio an, um den Wetterbericht für Pasadena zu hören, als mein Handy vibriert. Schnell war ich zurück und nahm es von der Ladestation. »Ah, es ist nur Sel «, murmele ich und ließ mir gleich eine passende Ausrede auf ihre Frage, ob wir heute shoppen gehen, einfallen.

Selina war seit wir klein waren meine beste Freundin, weiß aber leider ganz genau, ihre gut betuchten Eltern, um den Finger zu wickeln. Ein eigenes Auto zum Schulabschluss? Kein Problem!

Sie musste nie wie andere Studenten nach dem Unterricht einem Job nachgehen, um sich nebenher Sachen leisten zu können. So wie ich; Meine Familie war nie reich, ich wuchs in einem kleinen Haus bei meinem Dad in Austin auf. Meine Mutter war verschwunden, als ich noch ein Baby war und mein Dad zog mich seitdem allein auf. So, erzählte er es mir immer.

Er lehrte mich früh, dass man hart für sein Leben arbeiten muss, und dass es sich immer lohnt, fleißig zu sein. Weil es immer nur Dad und mich gab, hatten wir immer eine ganz besondere Verbindung zueinander; Sie war ruhig und vertrauensvoll. Das war es, was uns beide verband.
Er besaß eine kleine Werkstatt im Zentrum der Stadt, auf die er immer sehr stolz war. Ab und an half ich ihm dort aus, um ihm einen Gefallen zu tun. Und um mir Kleinigkeiten leisten zu können, die nun mal so, nicht möglich wären. Die Werkstatt lief schon immer gut, denn Autos hielten in dieser kleinen Stadt nie lange, da sich niemand teurere Autos leisten konnte.

Blood Hunter - Hunt or be huntedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt